Vom Bodensee nach Wien
Bodensee-Königssee-Radweg
Tauernradweg
Donauradweg
Corona hat auch meine Reisepläne für dieses Jahr völlig durcheinandergewirbelt. Anstatt in der großen weiten Welt rumzufahren, habe ich mich für Urlaub in der Heimat und in Österreich entschieden.
Der Bodensee-Königssee-Radweg und der Donauradweg von Passau nach Wien sollten es in diesem Sommer werden.
Mit dem ICE ging es sehr komfortabel von Münster nach Stuttgart und von dort mit dem RE nach Lindau. Passend zum Wetterumschwung kam ich am Bodensee an. In der Nacht kamen Gewitter und erster Regen auf. Die Hitze des Sommers wich einer Schlechtwetterfront mit VIEL Regen, der in den ersten drei Tagen jeden Tag stärker wurde.
Aufgrund der Regenfälle habe die ersten Nächte auch in Hotels bzw. Pensionen geschlafen, da ich auf Zelten im Regen keine Lust hatte.
Am Mittwoch war dann der Höhepunkt der Regefälle vorausgesagt – und so wie angekündigt kam es dann auch. Ich bin an diesem Tag bis 09:30 Uhr in meinem Hotelzimmer geblieben, da ich nicht wirklich vor die Tür wollte – aber es nutze alles nichts. Mit Regenhose und Regenjacke startet ich in den kalten Regentag. Nach 10km sah ich dann, was der Regen der letzten Tage angerichtet hatte: in einem Waldstück war aus einem kleinen Bächlein ein reißender 4 Meter breiter Strom geworden – überqueren an dieser Stelle unmöglich. Über einen Wanderweg schob ich mein Rad dann durch den Wald und war nach 1,5 Stunden wieder auf dem Radweg. Völlig durchnässt erreichte ich dann kurz nach Mittag Eschenloh. Hier ging der Radweg dann an der Loisach entlang – einem schönen Fluss. Doch nach dem Regen war dieser auch zu einem ziemlichen Strom angewachsen und kurz vor dem Uferübertritt. Ich bin dem Radweg durch kleine Pfützen gefolgt. Aus den Pfützen wurden immer größere Wasserlachen und irgendwann stand ich fast bis zur Radnabe im Wasser. Da gab es nur noch einen Gedanken – schnell umdrehen und zurück nach Eschenloh. Auf dem Rückweg konnte ich sehen, wie der Fluss an immer mehr stellen über die Ufer trat. Ich habe so schnell es ging in die Pedale getreten um dem Wasser zuvorzukommen und bin dann auch sicher wieder im Ort angekommen. Und hier teilte mir die Feuerwehr dann mit, dass alle Straßen wegen Hochwasser gesperrt sind und Bahn- und Busverkehr auch komplett eingestellt sind. Super! Das Wasser lief aus den Schuhen, es war schweinekalt und ich saß in einem Dorf fest.
Nachdem die Feuerwehr die B2 gesperrt hatte und wieder abgerückt ist, habe ich mir die Straße vor Ort angesehen und entschieden, dass man hier wohl mit dem Rad durchfahren kann. Das Wasser stand hier nämlich nur einige Zentimeter hoch und hatte fast keine Strömung. Und so konnte ich dann über die überschwemmte B2 meine Reise nach Ohlstadt fortsetzen.
Immer mehr Wasser kam vom Himmel und nach 56 km hatte ich an diesem Tag genug vom Radfahren und bin in einem schönen Hotel in Kochel am See untergekommen.
Am nächsten Tag war der Regen dann weg und ein blauer Himmel ließ das Alpenvorland im besten Licht erscheinen. Die Temperaturen stiegen von Tag zu Tag und hatten nach drei Tagen die 30°-Marke geknackt und die Sonne schien ohne Unterlass vom Himmel.
Zelten auf Campingplätzen war überhaupt kein Problem und trotz der Hitze liefen die KM ganz gut.
Der Bodensee-Königssee Radweg ist ca. 450km lang und führt in einem stetigen auf und ab vom Allgäu in das Berchtesgadener Land. Die Wege waren in einem sehr guten Zustand und die Streckenführung war größtenteils auf ruhigen Landstraßen ohne viel Verkehr. Die Beschilderung war auch sehr gut.
Urige bayrische Dörfer, saftig grüne Weiden, schöne Seen und ein Blick in die Berge sind die Charakteristika dieses Radweges, der mit seinen knapp 4.000 Höhenmetern schon etwas fordernd war. Aber Steigungen waren für die vielen E-Bike-Fahrer kein Problem, die mich bei den Anstiegen stets mit guten Kommentaren überholt haben.
Am Königssee wollte ich eigentlich einen Tag bleiben und alles etwas erkunden. Aber als ich dort ankam, war ich nur geschockt, wie voll es dort war. Menschenmasse zu Corona-Zeiten sind nun nicht das, was man unbedingt braucht.
Plan B kam nun zum Einsatz: Anstatt mit dem Zug von hier nach Passau zu reisen, bin ich einfach den Tauernradweg entlang dem Inn bis nach Passau gefahren. Über Salzburg und Braunau ging es in 1,5 Tagen in Richtung Donau. Auch dieser Radweg war sehr schön und gut zu fahren.
In Passau fliesen drei Flüsse zu einem Strom zusammen. Als erstes kommt die Donau in der Stadt an, dann fließt die Ilz in die Donau und anschießend der Inn.
Und ab hier startete dann die Tour Nr. 3 nach Wien. 330km bei sengender Hitze die Donau entlang. Aber wer mit dem Strom reist, der kann immer leicht bergab fahren. Über gute Wege konnte man sowohl am Nord- als auch am Südufer des Flusses entlangfahren. Aufgrund der Popularität des Radweges waren hier auch viele Radfahrer unterwegs. Die Infrastruktur entlang dem Weg war sehr gut ausgebaut und man musste nie Durst oder Hunger leiden – es gab immer was.
Bei der Hitze hat ein Bad in der Donau auch mal ganz gutgetan – wobei das Wasser eisig kalt war und die Strömung sollte auch nicht unterschätz werden.
Zwei besondere Highlights waren für mich das österreichische Weinanbaugebiet „WACHAU“ und die Schlögener Schlinge.
Nach drei Tagen Donauradweg kam ich dann in der österreichischen Hauptstadt Wien an. Fertig von der Hitze der vergangenen Tage wollte ich mein klimatisiertes Hotelzimmer eigentlich gar nicht mehr verlassen –aber die Stadt wollte erkundet werden.
Stephansdom, Hofreitschule, Schlösser Blevedere & Schönbrunn, Prater und der riesige Zentralfriedhof waren einige Anlaufstellen meiner Städtetour.
Ein Wiener-Schnitzel und ein Stück Sachertorte durften natürlich auch nicht fehlen.
Alles in allem mal wieder eine schöne Radtour – wobei das Wetter mich schon etwas geschafft hat. Aber die Landschaften, Städte und Sehenswürdigkeiten haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und für alles andere entschädigt.
Tourenbuch:
Tag 1 Anreise ICE / RE (früh genug buchen wegen Rad im ICE!)
Tag 2 100km Lindau – Oy Pension
Tag 3 87km Oy – Bad Kohlgrub Pension
Tag 4 56km Bad Kohlgrub – Kochel am See Pension
Tag 5 96km Kochel am See – Bad Feilnbach Zelten
Tag 6 105km Bad Feilnbach – Pinding Zelten
Tag 7 106km Pinding – Höllerer See Zelten
Tag 8 84km Höllerer See – Obernweg Zelten
Tag 9 101km Obernweg – Kaiserau / Untermühl Zelten
Tag 10 96km Kaiserau / Untermühl – Grein Zelten
Tag 11 91km Grein – Krems Pension
Tag 12 91km Krems – Wien Hotel
Tag 13 Wien Hotel
Tag 14 Wien Hotel
Tag 15 Rückreise ICE
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